I

 

Gravitätisch kam der dicke Buck Mulligan vom Austritt am obern Ende der Treppe: er trug ein Rasierbecken, auf dem kreuzweise ein Spiegel und ein Rasiermesser lagen. Im milden Morgenwind bauschte sich leicht hinter ihm ein gelber, ungegürtelter Schlafrock. Er hob das Becken in die Höhe und stimmte an:

 

"Introibo ad altare Dei."

 

Dann machte er halt, sah die dunkle Wendeltreppe hinab und rief rauh:

 

"Kinch, komm rauf! Komm rauf, du grässlicher Jesuit!"

 

Feierlich ging er dann weiter und kletterte auf das runde Geschützlager. Er blickte um sich und segnete ernst dreimal den Turm, das umliegende Land und die erwachenden Berge. Dann sah er Stephan Dädalus, verneigte sich vor ihm und schlug viele Male schnell das Zeichen des Kreuzes, wobei er glucksende Töne ausstiess und den Kopf bewegte. Stephan Dädalus was schlechter Laune und schläfrig; er lehnte seine Arme auf die oberste Treppenstufe und blickte gleichgültig in das ihn segnende, sich bewegende, glucksende Gesicht, pferdehaft in seiner Länge, und auf das helle, nicht gleichmässig eichengelbe Haar ohne Tonsur.

 

Buck Mulligan sah einen Augenblick unter den Spiegel, legte ihn dann schnell wieder auf das Becken.

 

"Rin in die Kiste", sagte er streng.

 

Im Predigerton fügte er hinzu:

 

"Denn dies, geliebte Gemeinde, ist das wahre Eucharistilin: Leib und Seele, Kotzdonner. Langsam spielen, bitte. Schliessen Sie die Augen, meine Herren. Einen Augenblick! Von selbst geht's nicht mit diesen weissen Körperchen. Ruhe, alle!"

 

James Joyce: Ulysses; übersetzt von Georg Goyert; Deutscher Taschenbucb Verlag, München, 1956 (1969)